Samstag, 23. Dezember 2017

Die neue "korrekte Menschlichkeit" in der Arbeitswelt - Bericht aus einer "fiktiven" Firma.



Amazon ist was die Arbeitsbedingungen angeht ohne Frage ein fragwürdiger Verein, auch Paketdienste beuten laut neusten Presseberichten ihre Mitarbeiter unter skandalösen Bedingungen aus. Aber bei solchem Arbeitgeberverhalten scheint es sich anscheinend um einen neoliberalen Zeitgeist zu handeln der zunehmend auch in deutschen Traditionsunternehmen fußzufassen scheint. Hier ein Bericht aus einer deutschen mittelständischen Firma mit über 100 Angestellten. Der Name der Firma kann aus arbeitsrechtlichen Bedenken nicht preisgegeben werden, da mich die dort Angestellten "Informanten" baten dies nicht zu tun.  Aus  Furcht vor "Bestrafung" und aus Sorge um ihre Jobs versteht sich.

Ich nenne diese Firma mal "Geisterbahn GmbH & Co KG" weil dort in weiß gekleidete Herren durch die Gänge schreiten und Angst und Schrecken verbreiten. Sie poppen hinter einem so plötzlich und unerwartet auf wie eine Windows Fehlermeldung und wenn der Arbeitnehmer dann nicht glaubhaft schweißgebadet in Arbeit ertrinkt, werden zynische Sprüche vom Stapel gelassen, wie: "Na, schon Pause?"

Die Geisterbahn GmbH hat sich schon lange der Tarifbindung entzogen und gibt neuen Angestellten in der Tat nur das was ihnen zusteht, nämlich ganze 20 Tage Urlaub im Jahr und ziemlich karge Entlohnung....immerhin aber etwas über dem Mindestlohn. Dafür müssen die Arbeitnehmer aber schon bis an ihre Leistungsgrenze gehen - angetrieben von gezielter "Knappheit" der umlaufenden Arbeitsmittel. Ich erkläre hier mal das Prinzip:

Die einzelnen Abteilungen teilen sich zur Herstellung der Produkte bestimmte Arbeitsmittel. In der einen Abteilung werden die unfertigen Produkte in Vorrichtungen gebracht, damit sie in der anderen Abteilung weiterbearbeitet werden können. Ist das geschehen, müssen die Produkte wieder aus ihren Vorrichtungen geholt werden. Die Vorrichtung wird gereinigt und geht wieder zurück zur Bestückung. Obwohl das Produktionsvolumen steigt (und das ist fast nur der Fall) bleibt die Anzahl der Vorrichtungen bis auf Ausnahmen immer gleich. Das heißt im Klartext...alle Arbeitnehmer in dieser Kette müssen immer schneller arbeiten damit die Vorrichtungen auch wieder rechtzeitig in die anderen Abteilungen gelangen, damit diese weiter arbeiten können. Ist ein Bereich mal nicht schnell genug, stehen sofort die Mitarbeiter/innen der anderen Abteilung auf der Matte und drängeln....das führt des öfteren zu Streit zwischen den Abteilungen und zu Konkurrenz um die umlaufenden Arbeitsmittel. Das Hamsterrad dreht sich also immer schneller und die Hamster treiben sich gegenseitig an, ohne das es eines regelnden Eingriffs von oben bedarf. Wenn aber mal eine Maschine defekt ist und die Kette steht, tauchen wie aus dem Nichts die sonst knappen umlaufenden Arbeitsmittel in Massen auf. Das heißt die Arbeit stapelt sich auf und muss aufgrund ihrer Fragilität auf jeden Fall verarbeitet werden, was wiederum zur Folge hat das der arme Mensch dessen Maschine defekt ist alles wieder aufholen muss, da er sonst nicht nur in Arbeit ertrinkt, sondern auch die Produkte bei zu später Verarbeitung beschädigt werden. Diese Beschädigung wird dann dem Arbeitnehmer angelastet! Aus diesem Grund treibt der getriebene Arbeiter den Mechaniker an schneller den Defekt zu beheben....was dieser oft nicht kann.

Diese Knappheit setzt sich durch den ganzen Betrieb fort, sodass alle Abteilungen quasi im Akkord arbeiten ohne dafür bezahlt zu werden. Müssen Filter, Säcke o.ä. getauscht, oder Wartungsarbeiten durchgeführt werden, wird nur das am dringendst nötige erledigt. Wartungsprotokolle werden einfach ohne Wartung unterschrieben damit man ja keinen Produktionsstau verursacht. Wenn man beispielsweise Einweg Arbeitsschutzutensilien benötigt, (Brillen Masken, Handschuhe, Gehörschutz o.a.) folgt unweigerlich der Spruch: "Aber denke ja nicht du kriegst jeden Tag was Neues!" Geht ein Hammer kaputt, musst du wochenlang auf einen STIEL warten, den du dann selbst an dem Hammerkopf befestigen darfst - So ein Mitarbeiter. Ein guter neuer 300 Gramm Peddinghaus Hammer kostet bei Ebay ja ca. 10 Euro zuzgl. Versand.....das ist für die "menschlichste" Firma der Welt wohl viel zu viel. Genau so sieht es mit anderen Arbeits- und Verbrauchsmitteln wie z.B. mit Schmiermittel (ob nun flüssig oder in Pulverform) aus, da werden komplizierte Mechaniken mit gebrauchten Ersatzteilen ganz ohne Schmierung repariert und sind deshalb nach ein paar Tagen natürlich wieder defekt - Hauptsache schnell und es darf nichts kosten - erbärmlich!!!! Graphitsprays kosten beim "Ausbeuter" Amazon (immerhin 26-30 Tage Urlaub je nach Tarifgebiet) 6,95 Euro plus Versand - was natürlich wieder zu viel Geld für den menschlichsten Betrieb der Welt ist!

Warum betone ich nun in den vorherigen Sätzen die "Menschlichkeit" dieses Unternehmens so sehr? Ganz einfach. Die Geisterbahn GmbH & Co KG ist nach außen hin ein politisch absolut korrekter Betrieb. Sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Rassismus führen seit neustem zur sofortigen Kündigung, obwohl mir ein solches Verhalten von Mitarbeitern der Geisterbahn GmbH noch NIE zu Ohren gekommen ist - und ich höre viel von dort!!! Freundschaftliches gegenseitiges Necken oder das eine oder andere Verhältnis gibt es schon mal, aber das war es dann auch!!! Alles im vollkommen normalen Rahmen. Das einzig bösartige dort ist nach Aussage der Beschäftigten die "Bestrafungspolitik" der Führung und mancher Vorarbeiter. Ist man dort einmal in Ungnade gefallen, sei es durch eine AU zu viel oder durch Musikhören, Handynutzung, ja selbst bei Überforderung - wird man in fremde Abteilungen zu den ätzensten Vorarbeitern (regelrechte Mobbingexperten) geschickt die einen dann so richtig fertig machen (natürlich auf politisch vollkommen einwandfreie Art) das man nach einiger Zeit von selbst kündigt - Auch beliebt sind niedrige und erniedrigende Arbeiten weit unter Qualifikation. Derartige Sanktionen können jeden dort treffen, egal welchem Geschlecht oder welcher Religion man angehört oder welcher Landsmann jemand ist! Das nenne ich mal gerecht!

Das ist also die neue menschliche vorzeige Korrektheit in vielen deutschen Betrieben. Man verfolgt vorgeschoben und vollmundig nicht vorhandene Diskriminierung, beutet aber ÜBERGREIFEND ALLE Mitarbeiter aus. Erschaffe ein nicht vorhandenes Problem und präsentiere eine Scheinlösung. Sowas wird dann unter Beifall von Grünen Politbanausen, Frauen- und Menschenrechtlern sowie Migrantenvereinen in DE begrüßt, Hauptsache politisch korrekt das Ganze! Und manche solcher Firmen werden sogar für ihre "Vorbildfunktion" ausgezeichnet...ich könnte kotzen!

Na ja, Gott sei Dank ist das nicht mein Arbeitgeber...

Der Arbeitgeber meiner Frau hat im übrigen einen Tag vor Fälligkeit das Weihnachtsgeld nicht gezahlt und nun, zwei Tage vor Weihnachten die Insolvenz beantragt um Klagen von Mitarbeitern zuvor zu kommen, welche schon kein Gehalt mehr bekommen haben.

Auch hier bin ich froh nie gearbeitet zu haben.

In der Hoffnung das es bessere und gerechtere Arbeitgeber (Arbeitsbedingungen/Bessere Geschäftsmodelle) gibt...

Euch allen gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Euer Micha

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