Montag, 16. Mai 2016

Politische Erdbeben in Südamerika oder der Aufstieg der Wallstreetgünstlinge - Teil 1




Bildquelle: Infobae

Es ist unglaublich was momentan in Südamerika geschieht. Regierten noch vor einiger Zeit linksgerichtete Regierungen den größten Teil des Kontinentes, fällt nun ein Land nach dem Andern in die Hände der neoliberaler Wallstreet-Günstlinge. Hier nun der erste Teil meiner Serie über diese haarsträubende Entwicklung. Brasilien.

Aktuell wird in Brasilien gerade Präsidentin Rousseff wegen nicht haltbarer Korruptionsvorwürfe sowie Staatshaushaltskosmetik putschartig für 180 Tage suspendiert. Rousseff hatte, genau wie zuvor Amtsvorgänger Luiz Inácio Lula da Silva, Brasilien ab 2011 in eine jährliche Wirtschaft-Wachstumsphase von 4,9 Prozent geführt - Ein Kurs den Lula da Silva bereits 2004 begonnen hatte. Brasiliens Wohlstand war zwischenzeitlich mit den Händen greifbar. Über 40 Millionen Brasilianer holten sie und ihr Vorgänger aus der Armut, doch der anhaltend niedrige Ölpreis zermürbte den Aufschwung des Rohstofflandes Brasilien nach und nach...sodass das Land nun über 11 Millionen Arbeitslose zu beklagen hat.

Auch erwies sich Dilma Rousseff als äußerst unbequem für einige Kreise. War sie doch allem Anschein nach unbestechlich und trieb den Kampf gegen die Korruption im Land zielstrebig nach vorn. Und ausgerechnet der Senat, in dem es nur so von korrupten Senatoren wimmelt, (immerhin laufen gegen 60 Prozent der Senatoren Ermittlungen wegen Korruption) suspendiert nun Präsidentin Rousseff auf Grund von Korruption - ein Tollhaus! Rousseff hatte lediglich mit Verschiebetricks versucht den Staatshaushalt etwas besser aussehen zu lassen, damit in der Krise keine Kritik an ihren kostspieligen Sozialprogrammen aufkommt. Obwohl solche Praktiken in der Politik Brasiliens gang und gäbe waren werden sie nun anscheinend von der neoliberalen Opposition als Fußangeln gegen Rousseff benutzt....Tja kommt halt darauf an für wen man etwas tut...denn merke: Tricksen für Konzerne  = gut, Tricksen für das Volk = schlecht!

Zusätzlich soll Rousseff, welche Ex-Chefin des halbstaatlichen Ölkonzernes Petronas war, Auftragsvergaben manipuliert haben, jedoch fehlen hierzu noch jegliche Beweise.  So wie es aussieht scheint es sich hierbei um gut gestreute Gerüchte zu handeln, welche erfolgreich zu ersten Demonstrationen gegen die sonst beliebte Präsidentin führen sollten. Beerbt wird Rousseff nun durch Vizepräsident Michel Temer welcher selbst vollkommen korrupt ist. (59 Prozent der Bevölkerung würden auch ihn aus dem Amt jagen, so die Umfragen) Temer will das Land nun "reformieren"....das volle Programm so wie es aussieht! Privatisierungen, Sozialkürzungen, Liberalisierung der Finanzmärkte sowie der Wirtschaft, Einführung der formellen Unabhängigkeit der Zentralbank, Öffnung des Landes für ausländische Investoren...usw. usw. usw. Rousseff hatte sich immer vehement gegen solche Maßnahmen ausgesprochen.

Der „allerbestens vernetzte Strippenzieher“ Temer, welcher selbst Teil der Regierung Rousseff war, sägte natürlich auch eifrig am Stuhl seiner Präsidentin. Rousseff bezeichnet ihn daher als „Verräter“. „Im Vergleich zu Temer ist Judas ein Anfänger“, fällte vor einiger Zeit der Guardian ein wenig schmeichelhaftes Urteil über ihn. Seine Zustimmungswerte liegen gerade mal bei zwei Prozent – weswegen dieser selbstverständlich auch kein Interesse an Neuwahlen hat.

Umsturzpräsident ähm Interimspräsident Temer und seine Mitarbeiter trafen sich auch heimlich mit US-Delegationen und US Senatoren. Aus den als geheim eingestuften Depeschen vom 11. Januar 2006 und 21. Juni 2006 geht hervor, dass Temer sich dort über den damaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, welcher der Vorgänger von Rousseff gewesen ist und dieselbe Politik wie sie verfolgte, ausgelassen hat. Es wurden Planspiele besprochen wie man Temer an die Macht bringen könnte, da er großen Rückhalt durch die Wallstreet genießt! All das geht aus den neuen Veröffentlichungen von Wikileaks hervor, somit wird klar das Temer eigentlich mehr ein US-Informant als ein brasilianischer Politiker ist! Langsam aber sicher werden die Umrisse eines Staatsstreiches immer deutlicher sichtbar...

 Kleines, aber extremes Sahnehäublein auf meinen Artikel:

Paulo Leme, der Vorsitzende von Goldman Sachs in Brasilien soll nach dem Willen Temers neuer Chef der Zentralbank Brasiliens werden...Nachtigall ick hör Dir trapsen...

Nächsts mal mehr aus Südamerika.

Liebe Grüße

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