Sonntag, 22. Januar 2012

Neues vom Drohnenboom – oder 2012 das Jahr der Drohnen.


Bildquelle: Die Presse

Wer denkt Drohnen seien nur ein teures Spielzeug der US-Air Force oder der CIA der irrt. Überall auf der Welt werden Drohnen entwickelt, konstruiert und gebaut. Das Spektrum geht von Mini-Quadflüglern, welche Teilweise schon als fernsteuerbare Modelle im freien Handel zu erstehen sind, über PC gesteuerte Kleinhelikopter und Propeller- sowie Strahlgetriebene Drohnen (sogar in Stealthtechnik), bis hin zu ferngesteuerten Flugkörpern von der Größe einer zivilen Passagiermaschine. Schon lange sind Drohnen die Stars von internationalen Luftfahrtaustellungen (ich berichtete hier) und erfreuen sich einer regen Nachfrage von sämtlichen Staaten der Welt, auch immer mehr Private Unternehmen entwickeln und kaufen immer mehr Drohnen. Natürlich sind solche Flugkörper alle samt ausgerüstet mit modernster Technik welche nach Bedarf immer weiter aufgestockt werden kann. Diese ganze Drohnennachfrage und der Wusch eigene Drohnen uneingeschränkt nutzen zu können hat „unsere“ Bundesregierung Ende letzten Jahres dazu bewogen, den Luftraum neu zu ordnen, um damit erstmal Platz für die erste Kategorie von Drohen zu schaffen, andere werden folgen. Die Koalition will bis zum Frühjahr eine erste rechtliche Grundlage für den Einsatz "unbemannter Flugsysteme" (UAS bis 150 Kg) in Deutschland schaffen. Diese Drohnen, die bisher meist militärischen Zwecken dienten, könnten unter anderem zur Verbrechens- und zur Brandbekämpfung, zur Verkehrsüberwachung und zum Gütertransport verwendet werden.

Alles schön und gut, schwirrt mehr am Himmel rum muss das auch geregelt werden. Aber die Art und Weise wann der Gesetzesentwurf eingebracht wurde und wie die eigentliche Drohnenthematik in der Vorlage versteckt wurde, lässt doch Zweifel an den angeblich so redlichen Einsatzmöglichkeiten der sogenannten UAS aufkommen. Kurz vor Weihnachten als die meisten Abgeordneten sich bereits zum Weihnachtsurlaub abgemeldet hatten, kam es zu diesem Thema zur ersten Sitzung im Bundestag. Tja wenn´s mal zu diesem Thema gewesen wäre, dann wäre vielleicht der eine oder andere Abgeordnete mehr da gewesen, denn die eigentliche Hülle um die neue „Drohnenverordnung“ täuschte etwas ganz anderes und viel langweiligeres vor! Offiziell ging es nämlich um das Genehmigungsverfahren für Flugentgelte, in diesem dann praktisch im Windschatten (huckepack sozusagen) andere Dinge mit in den Gesetzentwurf genommen wurden, wie zum Beispiel unsere nette UAS Verordnung. Man nennt sowas Artikelgesetze. Die eigentlich wichtigen Punkte dieser Gesetze tauchen in den Unterartikeln auf. Diesen miesen Trick kennen wir alle aus dem „Kleingedruckten“ in jedem unserer Verträge. Sowas klappt anscheinend immer wieder, auch in der Politik…Mitten im Eurorettungstrubel und kurz vor Weihnachten wurde die Gesetzesnovelle also unter „Falscher Flagge“ durchgepeitscht. Noch nicht einmal Reden wurden dazu gehalten, es wurde lediglich alles protokolliert. Die Welt schreibt dazu:

„Die Reden zum Thema wurden ungehalten zu Protokoll gegeben. Dabei verdient die unscheinbare Novelle durchaus die Beachtung der Volksvertreter. Denn unter Federführung von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) plant die Bundesregierung nicht weniger als eine Revolution am Himmel über Deutschland. Das Gesetz legt den Grundstein dafür, dass künftig "bemannte und unbemannte Luftfahrtgeräte gleichberechtigt am Luftverkehr teilnehmen", wie es im Entwurf heißt. Im Klartext: Das bisher gültige Verbot für im Fachjargon "Unmanned Aerial Systems" (UAS) soll aufgehoben werden. Das Reizwort "Drohnen", in früheren Entwürfen noch enthalten, wird in der Endfassung sorgsam gemieden. Nicht nur daran wird deutlich, dass sich die Regierung der Tragweite ihres Vorhabens durchaus bewusst ist. "Die Zulassung von UAS begründet grundlegende Veränderungen in der zivilen Luftfahrt", heißt es in den Erläuterungen. Mögliche Auswirkungen reichten in alle Bereiche, von einer Verbesserung der polizeilichen Gefahrenabwehr bis hin zu einer völligen Neuordnung des kommerziellen Luftverkehrs".

Nachtigallen ich hör Euch trapsen!

Euro-Hawk Bildquelle: Die Welt

Wo langsam begonnen wird die gesetzliche „Software“ zu schaffen ist natürlich auch die „Hardware“ nicht weit. Erst kürzlich leistete der sogenannte Euro-Hawk die beachtliche Fernsteuerflugstrecke von 10.000 km. (Endreichweite 23.000 Kilometer, Geschwindigkeit 600 km/h, Dienstgipfelhöhe 20.000 Meter) Er startete von der Edwards Air Force Base in Kalifornien und landete keine 24 Stunden später auf dem Luftwaffenstützpunkt Manching in Bayern. Der Euro-Hawk ist eine Spionagedrohne großen Kaliebers und ist mit seiner großen Tragflächenspannweite, welcher etwa einer Boeing 737 entspricht, auch fähig schwere Bewaffnung zu tragen. Bis heute kann sie allerdings „nur“ Daten sammeln. Eine Drohne als riesiger Datenstaubsauger sozusagen: Die Euro-Hawk ist vollgestopft mit modernster Abhörtechnik und kann weit mehr als Handygespräche abhören und SMS auffangen. Die Luftwaffe will bis zu fünf der Fluggeräte anschaffen. Diese Riesendrohnen Systeme mit einem Startgewicht von über 150 Kilo unterliegen der Zertifizierung und Zulassung durch die europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA). Auch im leichtgewichtigen Drohnensektor, welcher durch die UAS Verordnung bis 150 Kg abgedeckt werden soll, wird schwer gebaut. Ich hatte bereits über die 150kg schwere strahlgetriebene Stealth-Drohne „Sagitta“ berichtet (hier), dessen Länge bei ca. 2,8 Meter liegt, auch diese UAS soll Kommunikationen überwachen können. (siehe Bild unten) Ebenso soll im Mittelsegment eine „Leistungslücke“ durch die Drohne „Talarion“ abgedeckt werden. Dem ca. 12 Meter langem UAS droht allerdings die Streichung, da er keinen signifikanten Leistungszuwachs seinen Mitbewerbern gegenüber aufweist. Übrigens sollte man sich mal anschauen wer diese Dinger in Europa baut…ob Talarion, Sagitta oder Eurohawk, alle diese Drohnen werden von EADS oder deren Tochterfirmen gebaut, welche auch den Eurofighter bauen. Da der Absatz des Eurofighters allerdings momentan stagniert, ist die Forcierung des Drohnensegmentes ein durchaus wirtschaftspolitisches Projekt. Traditionell liegt des Pudels Kern also auch im industriepolitischen Bereich des militärpolitischen Komplexes. Welch eine Überraschung?!

Sagitta Bildquelle: unibw.de

Talarion Bildquelle: EADS

Mal abgesehen davon das die Datensammelwut der entsprechenden Behörden überproportional zu den technischen Möglichkeiten steigt und der Überwachungsstaat damit an Wahrscheinlichkeit zunimmt, wird auch später sicherlich aufgerüstet werden und zwar mit Bewaffnungen und Manipulationsgeräten. Wer solch eine spätere Bewaffnungsmöglichkeit sowie die Möglichkeit der Fremdstaatennutzung unseres Luftraums (durch Drohnen anderer Staaten) vollkommen ausschließt dem ist nicht mehr zu helfen. Sowas wird uns natürlich unter dem Deckmantel der Sicherheit verkauft werden. Und eines könnt Ihr mir glauben, sie werden das durchkriegen, mit Hilfe unseres Bundestages…und wenn sie dazu neue Gefahren erfinden müssen! Erinnert Euch mal daran wie sehr in den späten 90ern abgestritten wurde, das es möglich sei jemals Handys abzuhören und jetzt gehört das und viel mehr zum technischen Standard der Ermittlungsbehörden. Seht es endlich ein, wir rücken immer weiter in den Bereich, in dem uns mit dem Sicherheitsargument die Freiheit genommen wird. Freiheit ist etwas, was auch mit Risiko behaftet ist. Wenn man neben jeden Menschen zwei Polizisten stellen würde, hätten wir wahrscheinlich eine relativ optimale Sicherheit (keine absolute Sicherheit), aber wir hätten keine Freiheit mehr und Aristoteles hat schon gesagt: „Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave“. Den Grat zwischen Freiheit und Sicherheit, den müssen wir aufrecht erhalten, aber die Waage neigt sich immer weiter zulasten der Freiheit und zugunsten einer angeblichen Sicherheit wenn wir nichts tun und das ist hoffentlich nicht nur in meinen Augen absolut inakzeptabel.

Liebe Grüße

Euer Micha

Quellen:

Handelsblatt - Das fliegende Superohr
Die Welt - Gigantischer Datenstaubsauger in 20.000 Meter Höhe
Heise.de - 2012 das Jahr der dicken Drohnen
Süddeutsche Zeitung - Mit Drohnen auf Verbrecherjagt
Die Welt - Unbemanntes Spionageflugzeug besteht Atlantik-Test

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen